Das obenstehende Bild von Raymond-Savignac (1964) spricht für sich.
Je schneller Autos, LKWs und Motorräder fahren desto lauter werden sie. Ab einer Geschwindigkeit von 40 kmh ist das Abrollgeräusch der Reifen und das Verdrängen der Luft lauter als die Motorengeräusche, das heißt, auch wenn ganz Österreich auf mit Strom oder Wasserstoff betriebene Fahrzeuge umstellen würde, würde es weiterhin auf allen Straßen, wo über 40km gefahren wird, sehr laut sein. Auf Autobahnen wird sehr schnell gefahren, die Lärmschutzmaßnahmen sind aber nur auf die legalen Geschwindigkeiten ausgelegt dh. auf maximal 130km. Dass sich sehr Viele nicht daran halten und 160 oder noch schneller fahren wird nicht berücksichtigt!
Laut VCÖ leiden fast 1 Million Menschen in Österreich unter Lärm, der vom Kfz-Verkehr verursacht wird. Es braucht mehr Verkehrsberuhigung in unseren Städten und Gemeinden. Denn dauerhafter Lärm macht krank.
VCÖ: Mit niedrigeren Tempolimits und Verkehrsverlagerung Lärm reduzieren
VCÖ (Wien, 28. April 2020) – Die starke Verkehrsreduktion infolge der Maßnahmen zur Eindämmung der COVID19-Pandemie hat den Verkehrslärm deutlich reduziert. Anrainerinnen und Anrainer hörten Vogelgezwitscher statt Verkehrslärm. Der VCÖ weist darauf hin, dass in den kommenden Wochen ohne zusätzliche Maßnahmen der Verkehrslärm wieder deutlich zunehmen wird. Gegen die Zunahme des Verkehrslärms wirken die Verlagerung von Autofahrten auf das Fahrrad und auf öffentliche Verkehrsmittel sowie niedrigere Tempolimits, betont der VCÖ.
„Wir hören nun Vogelgezwitscher statt Verkehrslärm“, stellte Ende März der Bürgermeister der A3-Anreinergemeinde Großhöflein fest. Im heurigen März waren hier im Schnitt um 13.500 Kfz pro Tag weniger unterwegs als im März des Vorjahres. Auch österreichweit nahm der Verkehr stark ab, wie eine VCÖ-Analyse der Daten der Asfinag zeigt. Auf der A13 bei Matrei nahm die tägliche Verkehrsbelastung um 20.100 Kfz im Vergleich zum März des Vorjahres ab, auf der A10 bei Hallein um 22.100 Kfz und auf der A23 auf der Praterbrücke sogar um 57.000 Kfz.
Vor der Coronakrise waren in Österreich bereits mehr als 2,8 Millionen Personen einem zu hohen Lärm durch den Straßenverkehr ausgesetzt, macht der VCÖ aufmerksam. Als zu hoch gilt tagsüber ein Dauerschallpegel von 55 Dezibel oder mehr. Dauerhafter Verkehrslärm macht krank und kann viele gesundheitliche Probleme verursachen, wie erhöhten Blutdruck und Herz-Kreislauferkrankungen.
Mit der Lockerung der Maßnahmen nimmt der Verkehr in Österreich wieder zu. „Zum Schutz der Gesundheit der Bevölkerung braucht es rasch Maßnahmen, die verhindern, dass die Belastung durch den Verkehr wieder auf das Niveau vor der COVID19-Pandemie steigt“, stellt VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen fest.
Wirksam gegen die Zunahme des Verkehrslärms ist die verstärkte Verlagerung von Autofahrten auf das Fahrrad. Vor der Krise waren in Österreich vier von zehn Autofahrten kürzer als fünf Kilometer, eine für das Fahrrad ideale Distanz. Sechs von zehn Fahrten waren kürzer als zehn Kilometer, was für manche mit dem herkömmlichen Fahrrad und für viele mit einem E-Fahrrad gut zu bewältigen ist. „Damit alle, die häufiger Rad- statt Autofahren wollen, das auch tun können, ist dem Radverkehr mehr Platz einzuräumen und die Rad-Infrastruktur rasch auszubauen“, betont VCÖ-Expertin Rasmussen. Mit Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung kann in den Gemeinden und Städten zudem der Anteil der zu Fuß zurückgelegten Wege erhöht werden, was ebenfalls den Verkehrslärm reduziert.
Auch niedrigere Tempolimits verringern die Lärmbelastung. Wenn auf einer Freilandstraße mit 30.000 Kfz pro Tag das Tempolimit von 100 auf 80 km/h reduziert wird, sinkt die Lärmbelastung in 50 Meter Entfernung von 69 Dezibel auf 66 Dezibel, was die gleiche Wirkung hat, wie die Halbierung des Verkehrs. Auch Tempo 30 statt 50 im Ortsgebiet reduziert den Lärm deutlich – auch bei Elektro-Pkw, denn ab rund 30 km/h ist das Rollgeräusch von Autos im Normalbetrieb lauter als der Motorenlärm.
„Leise Mobilität durch effiziente Technologie
Von Katharina Jaschinsky (VCÖ – Mobilität mit Zukunft), Juli 2024
Der Verkehr ist für rund die Hälfte der Personen, die angeben von Lärm belastet zu sein, die Hauptursache. Insbesondere der andauernde Lärm durch Kraftfahrzeuge ist für viele Menschen ein Ärgernis: Pkw gehören zu den am häufigsten genannten Ursachen für Lärmstörung. Aber auch Lkw, Busse, Mopeds und Motorräder gelten als zu laut, und das überproportional zur Fahrleistung.1
Motorräder werden noch öfter als Haupt-Lärmquelle genannt als der Flug- oder Schienenverkehr.2 In der warmen Jahreszeit nehmen die Motorradfahrten und damit der Motorradlärm zu. Besonders entlang beliebter Ausflugsrouten sind Anrainerinnen und Anrainer einer hohen Lärmbelastung ausgesetzt. Lärm ist aber nicht nur ein Ärgernis, sondern ist gesundheitsschädlich.
Dauerhafter Verkehrslärm verursacht Stress, steigert das Risiko für Typ-2-Diabetes, Herzinfarkte, Schlaganfälle und Demenz.3,4 Die Lernfähigkeit von Kindern wird durch Lärm ebenfalls beeinträchtigt.5 Auch Tiere spüren die Folgen von Lärm und meiden beispielsweise laute Straßen, sodass sich ihr Lebensraum weiter einschränkt.6
Gerade für laute Motorräder und auch Mopeds mit Verbrennungsmotor gibt es mit E-Motorrädern bzw. E-Mopeds eine weniger belastende Alternative. Im Gegensatz zu Pkw gibt es für die Hersteller von Motorrädern keine EU-Vorgaben für die Reduktion der CO2-Emissionen der Fahrzeugflotte.7 Solche regulatorischen Vorgaben wären jedoch sinnvoll, damit E-Motorräder attraktiver werden und dadurch das Angebot rasch erweitert wird.
Bei Pkw reduziert E-Antrieb den Lärm nur bei niedrigem Tempo
Bei Pkw sind E-Antriebe nur bei niedrigen Geschwindigkeiten ein Vorteil: je nach Fahrzeugmodell überwiegen ab etwa 30 bis 35 Kilometern pro Stunde die Abrollgeräusche der Reifen. E-Pkw können also nur in Verbindung mit Verkehrsberuhigung die Lärmbelastung verringern.
Lärmmindernde Straßenbeläge wirken breitflächig
Lärmarme Straßenbeläge wie der sogenannte Flüsterasphalt fangen durch die Poren Reifengeräusche ab. Ein Beispiel: auf einer geraden Straße beträgt der Tageslärmpegel bei Tempo 50 und 10.000 Kfz pro Tag (davon 1.000 Lkw) rund 67 Dezibel. Wird statt Asphaltbeton ein offenporiger Asphalt verlegt, reduziert sich der Tagespegel auf 63 Dezibel.8 Auf das Gehör wirkt dies wie eine Reduktion des Lärms um rund ein Viertel.9
Solche lärmarmen Beläge bieten insbesondere bei hohem Schwerverkehrsanteil Vorteile. Hier werden nämlich auch die Erschütterungen und niedrigfrequenten Töne, die Lkw und Busse auslösen und als sehr störend empfunden werden, wesentlich reduziert.10 Bei Straßensanierungen auf Strecken, die mit vielen schweren Fahrzeugen befahren werden, lohnt sich also der Umstieg auf lärmmindernde Straßenbeläge.
Schwellenwerte für Lärm sind in Österreich zu hoch
In Österreich zählen Personen als betroffen von Straßenverkehrslärm, wenn sie einem Dauerschallpegel von mindestens 60 Dezibel im Tagesverlauf oder 50 Dezibel in der Nacht ausgesetzt sind.11 Von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden Werte unter 53 Dezibel im Tagesverlauf und unter 45 Dezibel nachts nachdrücklich empfohlen. Diese Unterschiede sind bedeutend: Die Dezibel-Skala ist logarithmisch, so werden zehn Dezibel zusätzlich in etwa wie eine Verdopplung der Lautstärke wahrgenommen. Viele gelten in Österreich also erst als betroffen, wenn sie einer deutlich höheren Verkehrslautstärke ausgesetzt sind, die gesundheitsschädlich ist. Die Sanierungsgrenzwerte und die Schwellenwerte für die Aktionspläne sind daher zu senken.
Die gute Nachricht ist, dass die notwendigen Mittel zur Reduktion von Verkehrslärm verfügbar und praxiserprobt sind: Der Umstieg auf E-Antriebe in Verbindung mit Verkehrsberuhigung und der Einsatz von lärmmindernden Technologien muss weiter vorangetrieben werden. Die gesundheitsschädlichen Wirkungen von Lärm können somit effizient eingedämmt werden.“ aus: https://vcoe.at/blog/detail/leise-mobilitaet-durch-effiziente-technologie